A U S S T E L L U N G
 
Wie kaum anderswo lassen sich in Ahrensbök Anfang, Alltag und Ende des Nationalsozialismus an regionalen Beispielen thematisieren.
In fünf Dauerausstellungen wird in Bildern und Texten gezeigt, dass Terror und Kriegsfolgen zwischen 1933 und 1945 nicht nur in fernen Orten stattfanden. Auch in Gemeinden wie Ahrensbök und in Regionen wie dem Landesteil Lübeck des Freistaats Oldenburg – später: Ostholstein in Schleswig-Holstein – regierte der nationalsozialistische Terror.
Hier gab es mehrere frühe Konzentrationslager, zahlreiche Lager für Zwangsarbeiter - und Zwangsarbeiter, so genannte Fremdarbeiter, ein Durchgangslager mit überlebenden Häftlingen aus den Konzentrationslagern Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-Dora am Ende des Krieges. Es wurden Internierungslager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingerichtet.
In dieser Gemeinde wurde ein KZ zur Schule umgewandelt. Es gab eine Lehrerinnenbildungsanstalt, in der junge Frauen im Schnellverfahren zu Volksschullehrerinnen im Sinne der nationalsozialistischen „Pädagogik“ ausgebildet wurden. Obwohl nur wenige Ahrensböker Bürgerinnen und Bürger jüdischer Herkunft oder jüdischen Glaubens waren, wurde eine große Familie enteignet und zur Auswanderung gezwungen, während Bürger jüdischer Herkunft die zwölf Jahre der Nazi-Diktatur unbeschadet in Ahrensbök überlebten.
Diese Kleinstadt steht exemplarisch für den schwierigen Versuch, die Erinnerung daran vor Ort auf eine feste Grundlage zu stellen. Mit den Ausstellungen in dieser Gedenkstätte soll das allzu lang Vergessene und Unterdrückte öffentlich gemacht werden.

Anfang:
  • 1933 nach der Machtüberragung richteten die nationalsozialistischen Machthaber überall in ihrem Machtbereich frühe Konzentrationslager ein. Auch in Ahrensbök, wo einige hundert Männer mehrere Monat lang festgehalten und zur Arbeit im Straßenbau gezwungen wurden.
  • mehr: "Das frühe KZ in Ahrensbök"
Alltag:
  • In Ahrensbök gab es eine bis heute erhaltene Kartei mit den Namen von 1294 Männern und Frauen, die zum größten Teil aus den von den Nationalsozialisten besetzten Ländern nach Deutschland verschleppt und hier Zwangsarbeit leisten mussten
  • mehr: "Zwangsarbeit in Ahrensbök"

  • Anfang Dezember 1933 muss das Reformrealgymnasium einer NS-Kaderschule weichen. Die Schülerinnen werden im Direktionsgebäude einer ehemaligen Zuckerfabrik untergebracht, das neun Wochen lang Konzentrationslager war. Ab 1941 wurden in wechselnden Gebäuden in Ahrensbök Schülerinnen der Lehrerbildungsanstalt zu Volksschullehrerinnen ausgebildet, um die durch den Krieg fehlenden Lehrer zu ersetzen!
  • mehr: „Unsere Schule war ein KZ"

  • Im ländlich geprägten Ahrensbök lebten nur wenige jüdische Familien. Die Ausstellung zeichnet die Lebensgeschichten von drei jüdischen Familie auf, von denen eine zur Auswanderung gezwungen wurde.
  • mehr: "Juden in Ahrensbök"
Ende:
  • Im April 1945 wurden etwa 500 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-Dora von bewaffneter SS durch Ahrensbök getrieben, wo sie knapp zwei Wochen lang in zwei Scheunen eingesperrt wurden. Die meisten verloren ihr Leben am 3. Mai 1945 während der Cap-Arcona-Katastrophe.
  • mehr: "Der Todesmarsch von Auschwitz nach Holstein"
 
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D A S   F R Ü H E   K Z   I N   A H R E N S B Ö K   U N D   E U T I N
 
 
... erst im Eutiner Amtsgefängnis
 
... dann in der Villa einer Fabrik
     in Ahrensbök
 
Bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme richtete der Eutiner NS-Statthalter, SA-Standartenführer Johann Heinrich Böhmcker ein frühes Konzentrationslager ein – zuerst im Eutiner Amtsgerichtsgefängnis, dann im Amtgerichtsgefängnis in Bad Schwartau, ab 3. Oktober 1933 in Ahrensbök/Holstendorf im Direktorenhaus einer ehemaligen Zuckerfabrik, in dem zuvor ein Lager des sozialdemokratischen Freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD) untergebracht war. Die Häftlinge kamen mitten aus der Bevölkerung der Region. Sie waren Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, denen "politische Aktionen" und "politische Entgleisungen" vorgeworfen wurden. Auch prominente Geschäftsleute der Region und nationalkonservative NS-Gegner gehörten zu den Inhaftierten. Ebenso Beamte, denen "Amtsmissbrauch" vorgeworfen wurde. Oder "Arbeitsscheue", "Asoziale", Bettler, Landstreicher. Unter den Häftlingen gab es keine Juden. Die Häftlinge mussten täglich acht Stunden im Wegebau arbeiten, Gräben ziehen, Land umgraben und planieren.

Etwa 300 Häftlinge waren insgesamt – in wechselnder Besatzung von jeweils bis 70 Männern - im als KZ umfunktionierten Direktorenhaus untergebracht, zeitweilig auch in Außenlagern. Im Dachgeschoss befand sich der Schlafsaal, im Erdgeschoss Räume für die Wachmannschaften, im Keller eine Verhörzelle.
Im KZ Ahrensbök kam niemand zu Tode. Nach Aussagen ehemaliger Häftlinge in Nachkriegsprozessen wurden sie aber brutal geschlagen, misshandelt, öffentlich gedemütigt, wenn sie in weißem Drillich und nur mit Holzschuhen bekleidet in Kolonnen zur Arbeit marschieren mussten. Am 5. Dezember wurde das Konzentrationslager im Ortsteil Holstendorf geräumt und in ein unbewohntes Privathaus in der Plöner Straße 15 im Ortskern von Ahrensbök verlagert. Zuvor mussten die Häftlinge noch vier Klassenräume im vormaligen KZ einrichten.
Das frühe KZ in Ahrensbök wurde am 9. Mai 1934 aufgelöst, wie einer Mitteilung in der Regionalpresse zu entnehmen war. Nach der Auflösung wurden einige Gefangene in andere Lager eingewiesen, die meisten frei gelassen.
In anderen Gegenden Deutschlands und später in den besetzten Gebieten Osteuropas wurden ab 1939 die berüchtigten Konzentrationslager eingerichtet, die – anders als Ahrensbök – vorrangig Vernichtungslager waren.
 
... zuletzt in einem Privathaus
     in der Plöner Straße
     in Ahrensbök
     von SA-Hilfspolizisten
     bewacht
 
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S C H R E I E   W A R E N   B I S   A U F   D I E   S T R A S S E   Z U   H Ö R E N
D I E   V E R H Ö R Z E L L E   I M   F R Ü H E N   K O N Z E N T R A T I O N S L A G E R
 
 
Verhörkeller
 
Das Gebäude sieht nicht aus, wie man sich ein Konzentrationslager vorstellt. Denn es wurde als Villa eines Fabrikbesitzers erbaut. Nur ein Raum in der Gedenkstätte Ahrensbök erinnert daran, dass in der Zeit von Oktober bis Dezember 1933 hier Bürger widerrechtlich in einem frühen KZ eingesperrt wurden: Scheinbar unverändert liegt die Verhörzelle im Keller der Gedenkstätte, in der in fünf verschiedenen Ausstellungen gezeigt wird, wie der nationalsozialistische Terror regional, vor Ort hier in Holstein, tobte.

Eine rostige Eisentreppe führt hinunter in den Kellerraum, in dem sich die ehemalige Verhörzelle befindet. Während eines internationalen Jugendsommerlagers wurde dieser Raum vom Jahrzehnte alten Schutt und Schimmel befreit. Heute ist er ein Ort der Stille, wo jede Besucherin, jeder Besucher auf seine Art gedenken und nachdenken kann. Der Stockelsdorfer Künstler René Blättermann erarbeitete eine meditative Video-Installation, die anlässlich seiner Ausstellung in der Gedenkstätte im Herbst 2014 entstand.

Im KZ Ahrensbök kamen keine Menschen zu Tode. Wohl aber wurden Häftlinge in der Verhörzelle brutal vernommen und misshandelt, sodass ihre Schreie bis auf die Straße zu hören waren. Eine Tafel weist am Eingang der Zelle auf das Leid der Häftlinge hin:

WER HÖRTE DIE RUFE?
WER HÖRTE DIE SCHREIE?
Der Verhörkeller.
Nichts erinnert an das, was an diesem Ort geschah.
Häftlinge wurden hier brutal verhört.
Das war in Mitteilungen der Landesregierung nachzulesen.
Da stand auch: „Ein KZ ist kein Paradies“.
Schreie von Misshandelten waren bis auf der Straße zu hören.
Wer hörte die Rufe? Wer hörte die Schreie?
Das Leid der Häftlinge wurde abgetan als „marxistische Greuelhetze und Märchen“.
Es habe keine Gummiknüppel, keine Peitschenhiebe gegeben.
Der Häftling Paul Puzicha wurde „krankenhausreif“ geprügelt.
Was wäre gewesen, wenn man ihn ins KZ zurückgebracht hätte?
Wäre er tot geschlagen worden?
Polizeikommissar Oltmer gab ihm Schutz im Gerichtsgefängnis von Ahrensbök.
Dann musste Retter Oltmer sich selbst in ein neues Revier retten.
Der Kommandant des frühen Konzentrationslagers, Theodor Tenhaaf, war als brutaler Schläger bekannt...und wurde als „Vorbild für die Wachleute“ gelobt.
Das Landgericht Lübeck verurteilte ihn 1949 wegen Misshandlung von „Schutzhäftlingen in Eutin und Ahrensbök“ zu mehrjähriger Zuchthausstrafe.
 
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Z W A N G S A R B E I T   I N   A H R E N S B Ö K  
 
 
 
 
Anhand einer in den 80er Jahren entdeckten Ausländermeldekartei ist eine konkrete Beschreibung des Zwangsarbeitereinsatzes möglich.
Die Kartei enthält 1294 Namen. Danach lag der Anteil der zivilen ausländischen Arbeitskräfte an der Bevölkerung der Gemeinde Ahrensbök mit ihren 19 Dörfern (1939: 5.063 Einwohner) vom Herbst 1943 bis Kriegsende zwischen 15 und 20 Prozent, Kriegsgefangene nicht mitgerechnet. Die meisten (446) kamen aus Polen und der Sowjetunion (665). Andere kamen aus der Tschechoslowakei, Holland, Belgien, Frankreich, Jugoslawien, den baltischen Staaten, Italien. Osteuropäern ging es besonders schlecht: Miserable Ernährung und Unterbringung, überlange Arbeitszeiten, mangelnde ärztliche Versorgung.
Wegen der hohen Zahl der Zwangsarbeiter muss nahezu jede Ahrensböker Familie mit ihnen in Berührung gekommen sein. Dennoch waren Nachforschungen schwierig, auch beim bis heute größten Arbeitgeber am Ort, den Globus-Gummi-Werken. Die Ablehnung wurde mit der Erklärung begründet, dass wegen veränderter Besitzverhältnisse ab 1994 keine Unterlagen zur Verfügung stünden. Auch Unterlagen des zweitgrößten Arbeitgebers der Zwangsarbeiter, die Flachsröste, 1936 im Ortsteil Holstendorf an der heutigen Bundesstraße 432 im Außenbereich der Direktorenvilla eingerichtet und bis 1956 in Betrieb, sind verschwunden.
 
Plakat zur Ausstellung
"Zwangsarbeit in Ahrensbök
1939-1945
 
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U N S E R E   S C H U L E   W A R   E I N   K Z
 
 
Realschule Ahrensbök
 
Während andernorts bekannt ist, dass Schulen ab 1944 in Lazarette, Flüchtlings- oder Gefangenenlager umgewidmet wurden, war in Ahrensbök bereits zu Beginn der NS-Diktatur, 1933, eine Realschule in einem ehemaligen Konzentrationslager untergebracht. Im Gebäude des ehemaligen Reformgymnasiums – und der späteren Ahrensböker Realschule wurde Anfang 1934 eine NS-Eliteschule der SA-Gruppe Nordmark eingerichtet. Deshalb mussten die Realschüler weichen und in den Ortsteil Holstendorf in die Räumlichkeiten geschickt, die zuvor Konzentrationslager waren.
Die Schüler und Schülerinnen mussten einen Winter lang im ehemaligen KZ bleiben. Am 21. März 1934 wurde das Gebäude geräumt, die Realschule geschlossen. Schülerinnen konnten in Bad Schwartau oder Eutin weiterlernen. Einige wurden in einer privaten Realschule on Räumen unterrichtet, die im damaligen "Hotel Stadt Hamburg" in Ahrensbök angemietet wurden, aber die private Schule kostete Schulgeld.
In Ahrensbök gab es ab 1941 eine Lehrerinnenbildungsanstalt, in der insbesondere junge Frauen zu Volksschullehrerinnen im Sinne der nationalsozialistischen Pädagogik ausgebildet wurden. Es gibt Berichte ehemaliger Schülerinnen. Eine von ihnen besuchte die Gedenkstätte. "Wir waren glühende Nationalsozialisten", so ihre Erinnerung.
 
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A M   A N F A N G   S T A N D   D I E   J U D E N K A R T E I
 
 
Das Haus der Ahrensböker
Tierarzt-Familie Beckhard:
Unter Zwang verkauft,
nie entschädigt
 
Das Gut der Familie Schulz
im Ahrensböker Ortsteil Dunkelsdorf:
Enteignungsversuch abgewehrt
 
Im Kreis Ostholstein gab es keine jüdischen Organisationen. Es gab keine Synagoge, nur einen kleinen privaten Friedhof in Eutin. Dennoch wurde der Antisemitismus auch in Ostholstein bedrohlich. Mit Beschluss der „Nürnberger Gesetze“ vom 15. September 1935 begann der legalisierte Verfolgungs- und Vernichtungskurs des NS-Systems in Deutschland. Die Kommunen wurden aufgefordert, ab August 1935 ein Verzeichnis der Juden und jüdischen „Mischlinge“ vorzulegen. 1936 befanden sich auf der Ahrensböker Liste die Namen von zehn Personen.
 
Judenkartei von Ahrensbök.
Die meisten waren getaufte Juden.
 
Um 1938: Großmutter Anna Kahn,
Mutter Clara Beckhard,
Erna Ackermann geb. Beckhard (links)
 
Um 1938: Heinrich und Nelly
Mann in Paris (rechts)
 
Am 28. März 1934 starb in Ahrensbök, Plöner Straße 14, nach kurzer schwerer Krankheit Noah Troplowitz. Der „Volljude“ hinterließ eine große Familie, die in Ahrensbök die NS-Zeit überlebte. Und das vor allem, weil seine Frau Johanna, geb. Stegemann, ebenso evangelisch getauft war wie seine drei Kinder .
Troplowitz hinterließ bis heute ein Geheimnis: Am 15. Februar 1898 wurde in seiner damaligen Wohnung (Weberstraße) ein Mädchen mit Namen Emmy Johanna geboren – als Tochter der unverehelichten Dienstmagd Bertha Westphal aus Eilsdorf. Wer war der Vater? Noah Troplowitz oder der Postbote Heinrich Dohm vom Mösberg? Wie auch immer: Nelly wuchs als Kind in Niendorf/Ostsee beim Stiefvater Heinrich Kröger auf und wurde die zweite Frau des Lübecker Schriftstellers Heinrich Mann, mit dem sie nach Amerika emigrierte.

Der Landwirt Wilhelm (Guillermo) Schulz, 1892 in Peru geboren, war mit Edith Solmsen verheiratet, die 1938 das Gut in Dunkelsdorf von ihrer Mutter, Felitt Emilie (Lilly) Solmsen, geb. Brach, geerbt hatte. Sie gehörte zu den Erben einer jüdischen Gütergemeinschaft aus Hamburg. Als der Ahrensböker Bürgermeister Wilhelm Wulf im Prozeß das Gut enteignen lassen wollte, weil die "Eigentümerin Volljüdin ist", legte Schulz über die peruanische Gesandtschaft beim Reichsaußenministerium Protest ein. Mit dem "Memorandum zum Fall Schulz" vom 5. Mai 1939 ordnete der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft an, den Oberpräsidenten anzuweisen, "die Übertragung des Gutes Dunkelsdorf seitens der jüdischen Ehefrau Schulz an ihren arischen Ehemann" zu genehmigen. Begründung: Die Verordnung über den Einsatz jüdischen Eigentums finde keine Anwendung, weil das Ehepaar Schulz keine Absicht habe auszuwandern.
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D E R   T O D E S M A R S C H   V O N   A U S C H W I T Z   N A C H   H O L S T E I N
 
Eine Dauerausstellung über den Todesmarsch von Auschwitz nach Holstein mit 34 Tafeln wird seit Eröffnung der Gedenkstätte gezeigt.
Der Todesmarsch begann am 16. Januar 1945 im Auschwitz-Nebenlager Fürstengrube. Etwa 1200 jüdische Häftlinge, wurden bei minus 20 Grad zu Fuß nach Gleiwitz getrieben, dort – zusammen mit Häftlingen aus dem Stammlager und anderen Nebenlagern - in offene Kohlewaggons geladen, 14 Tage lang über Mauthausen (Österreich) nach Nordhausen/Harz in das KZ Mittelbau-Dora gebracht. Dort blieben die Häftlinge etwa vier Wochen lang. Transportführer war der Lagerkommandant aus Auschwitz-Fürstengrube, Max Schmidt, ein Bauernsohn aus Neuglasau in Holstein, nahe Ahrensbök. Als er im April die Häftlinge aus Auschwitz-Fürstengrube wieder sammelte, kamen etwa 200 zusammen. Die anderen waren während der Todesfahrt erschossen worden, erfroren, verhungert, verdurstet, gestorben; möglicherweise blieben einige in Mittelbau-Dora zurück. Zu Fuß nach Magdeburg getrieben, trafen die Häftlinge aus Auschwitz auf eine zweite Häftlingsgruppe mit etwa 300 überwiegend politischen Gefangenen - Holländern, Franzosen, Belgiern - und in der Mehrheit sowjetische Kriegsgefangene.
Auschwitz über Mauthausen, Harz, Magdeburg, Elbe, Hamburg nach Lübeck
 
Beide Gruppen wurden in einen Elbkahn verladen und nach Lübeck gebracht. Am 12. April 1945 wurden die Häftlinge durch die ostholsteinischen Dörfer nach Ahrensbök und von dort in zwei Scheunen auf freiem Feld bei Siblin und auf Gut Glasau in der Dorfschaft Sarau getrieben.
 
Scheune Siblin
 
Scheune auf Gut Glasau
 
Bis zuletzt wurden Häftlinge in den Straßen von Ostholstein vor den Augen von zivilen Zeugen ermordet. Es gibt je ein Grab auf dem Friedhof in Bad Schwartau und auf dem Friedhof in Ahrensbök, in denen unbekannte KZ-Häftlinge bestattet wurden.
 
Grab mit sechs unbekannten KZ-Häftlingen
auf dem Friedhof von Ahrensbök
 
Häftlinge aus Westeuropa wurden Ende April vom Schwedischen Roten Kreuz gerettet. Einige Häftlinge versteckten sich im Raum Ahrensbök. Die große Mehrzahl aber musste zuerst nach Süsel marschieren, dann weiter nach Neustadt. Hier wurden die Häftlinge auf sogenannte KZ-Schiffe, die manövrierunfähig in der Lübecker Bucht lagen, getrieben – zusammen mit Tausenden anderen, die aus allen Teilen Norddeutschlands und aus den etwa achtzig Nebenlagern des KZ Neuengamme bei Hamburg sowie aus dem KZ Stutthof in der Nähe von Danzig nach Neustadt gebracht worden waren. Am 3. Mai 1945 bombardierte die englische Luftwaffe die Schiffe. 7000, möglicherweise mehr als 10.000 Menschen starben während der Cap Arcona-Katastrophe, so genannt nach dem größten der Schiffe.
 
3. Mai 1945: Die brennende
Cap Arcona
 
Einige der hochbetagten Überlebenden der Cap Arcona-Katastrophe besuchten, auf Einladung des Trägervereins Ahrensbök, die Gedenkstätte. Vermehrt kommen inzwischen Kinder, Enkel und andere Verwandte in die Region, um mehr über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren.
 
Marsch von Lübeck nach Holstein
 
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